Geschichte

 

Erstmalig wurde die Gutswehr in Neindorf am 02. Juli 1875, dem Tag der Gründung erwähnt. Der Ortsschulze Johann Hager gab seinerzeit die Anweisung zur Aufstellung einer Feuerwehr. Gleichzeitig wurde auch die Erhebung einer Feuerschutzsteuer beschlossen.

Aus der Anweisung  vom Graf Maximilian von der Asseburg an den Ortsschulzen Hager, Johann zur Aufstellung einer Feuerwehr:

“Jährlich zweimal und zwar einmal im Frühjahr und einmal im Herbst finden Spritzenproben statt. Dem Feuercommissar ist mindestens 8 Tage vorher vom Ortsschulzen der Tag und die Stunde der Spritzenprobe anzuzeigen, damit derselbe, wenn es seine Zeit erlaubt, der Probe beiwohnen kann. Bei dieser Gelegenheit sind sämtliche verzeichneten Mannschaften durch den Schulzen zusammenzurufen. Diese haben sich mit ihren Werkzeugen versehen einzufinden und den Anordnungen des Orstvorstehers oder dessen Vertreters und dessen Befehlen bei der Einübung der Mannschaften pünktlich Folge zu leisten“

[Quelle: Landesarchiv Wernigerode, Rep. H Neindorf, Gutsarchiv Nr. 1931]

 

Am 09. November 1907 meldete der Amtsvorstand an den Landrat des Landkreises 0schersleben: „Revision der Feuerstellen in Neindorf ohne Mängel“.

Der Kreisfeuerwehrführer überprüfte am 28. November 1938 in Beckendorf und Neindorf die Wehren und stellte fest, dass 28 Mann anwesend waren; aber Gasmasken bei beiden Wehren fehlten. Das Gerätehaus und der Gerätebestand befanden sich in einem ordentlichen Zustand. Bei der Löschübung fiel das geräuschlose Arbeiten auf. Die Wehr machte einen ausgezeichneten Eindruck. Als Mängel hatte sich herausgestellt, dass der Führer der Neindorfer Löschabteilung durch die räumliche Entfernung von den Wehrbefehlen und sonstigen Anordnungen nicht immer Kenntnis hielt.

Bericht des Kreisfeuerwehrführers vom 28.11.1938 (Beckendorf-Neindorf: 800 Einwohner, Stärke der Wehr: 37 Mann):

„ Bei der Überprüfung der Wehr waren 29 Mann anwesend. Die Wehr besitzt 2 Handdruckspritzen, davon 1 in Beckendorf und 1 in Neindorf, 195m C-Schläuche, aber keine Gasmasken. Ein Plan über die nachbarliche Löschhilfe hing aus. Das Gerätehaus und die Geräte befanden sich in einem sehr sauberen Zustande. Bei der Löschübung fiel das geräuschlose Arbeiten auf. Die Wehr macht überhaupt einen ausgezeichneten Eindruck. Als Mangel hat sich herausgestellt, daß der Führer der Neindorfer Löschabteilung durch die räumliche Entfernung von den Wehrbefehlen und sonstigen Anordnungen nicht immer pünktlich Kenntnis erhält.“

[Quelle: Landesarchiv Magdeburg, Rep. C 30 OC A, Nr. 150, 155, 157, 158, 278]

 

Folgende Zahlen über die Entwicklung des Personalbestandes sind bekannt. Aus diesem Personalbestand ist nicht zu ersehen, welche Personalstärke die jeweilige Feuerwehr eigentlich hatte.

1911 26 Mann Beckendorf-Neindorf

1934 35 Mann Beckendorf Neindorf

1935 34 Mann Beckendorf-Neindorf

1936 ein Löschzug und ein Löschzug mit 35 Mann, davon 12 Mann in Neindorf, ein Brandmeister, ein Löschmeister und drei Oberfeuerwehrmänner

1937 38 Mann Beckendorf und Neindorf

1938 37 Mann Beckendorf und Neindorf

1939 39 Mann Beckendorf und Neindorf

 

Die Wehrführung lag von 1875 – 1945 in verschiedenen Händen. Bekannt sind Kamerad Siebert, Oswald Kirsten, Heinrich Lange und Friedrich Uehr. 1906 trat der Ortsbrandmeister Gastwirt Siebert zurück. Der Obergärtner Oswald Kirsten wurde als Nachfolger vorgeschlagen und als Ortsbrandmeister bestätigt.

 

Legende zum Ortsplan von 1875
lageplan

I Rent- und Forstamt
II Scheune
III Scheune
IV Hofscheune
V Rinderstall
VI Wirtschaftshaus (“Inspektorhaus”)
VII Kuh- und Pferdestall
VIII Kälber- und Futterhaus (erstes Gerätehaus der FFW Neindorf)
IX Brauhaus
X Schweinestall
XI Hofmeisterhaus
XII Kutschen- und Reitpferdestall
XIII Schloßkirche
XIV Orangerie
XV Blumenhaus
XVI Gewächshaus
XVII Schulhaus (heutiger Kindergarten)
XVIII Wohnhaus mit Stall und Scheune (heutiger Dorfkrug)
XIX Wohnhaus für die Dienerschaft (Chauffeur und Rosengärtner)
XX Wohnhaus für die Lohnarbeiter (“Kaserne”)
XXI Gartenhaus für den Obstpächter
XXII Angestelltenhaus
XXIII Wohnhaus der Waldarbeiter und des Gemüsegärtners
XXIV Diensthaus
XXV Diensthäuser
XXVI Armenhaus
XXVII Schmiede
XXVIII Mühle

 

Es muss bemerkt werden, dass die Ausrüstung der Feuerwehr zur damaligen Zeit sehr mangelhaft war. Die in Neindorf vorhandene Feuerwehrspritze war keine Motorspritze. Sie war eine von Hand zu betätigende Saugpumpe mit Druckkessel. Über ein Gestänge mit hölzernem Griff standen 4 Feuerwehrmänner und pumpten. Es war eine Knochenarbeit. Es ist nicht bekannt, ob in diesem Zeitraum ein Brand in Neindorf war. Die persönliche Schutzausrüstung war mit der heutigen nicht zu vergleichen. Die Schutzausrüstung bestand aus Schutzhelm, Kampfanzug, Hakengurt, Fangleine, Gummistiefel, Notnagel und Feuerwehrbeil. Der Brand wurde immer bekämpft, ob Löschwasser vorhanden war oder nicht. Während des II. Weltkrieges (1939-1945) wurde die Spritze zum Einschmelzen für die Rüstungsindustrie requiriert.

Nun war die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Neindorf nicht mehr gegeben. Dies sollte bis 1945 so sein. Im Oktober 1945 kam der Neindorfer Bürger Heinz Fleischhauer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Hause und wurde Mitglied der Feuerwehr Neindorf. Es war nicht einfach für ihn, als er 1946 Wehrleiter wurde und 12 Kameraden anzuleiten hatte – ein Wehrleiter mit12 Kameraden, aber ohne Spritze. Von der Betriebswehr der nicht mehr existierenden AGO – Flugzeugwerke Oschersleben bekamen die Neindorfer eine Feuerwehrausrüstung. Kamerad Fleischauer holte eine Tragkraftspritze mit Hänger und C-Schläuche, jedoch fehlten B-Schläuche und 1 Verteilerstück. Von Holzfuhrleuten erfuhr er, dass im Hohen Holz ein Schlauchwagen mit Feuerwehrschläuchen stand, den amerikanische Truppen bei ihrem Abzug zurückgelassen hatten. Auf dem Schlauchwagen waren auch B-Schläuche. So kam die Feuerwehr Neindorf zu 3 B-Schläuchen. Nun fehlte noch das Verteilerstück (Feuerwehrarmatur). Der frischgebackene Wehrleiter Fleischhauer wurde zu einem Wehrleiterlehrgang nach Halle-Trotha delegiert. Er reiste in einer Eisenbahneruniform an, um Theorie und Praxis für seine Wehrleiteraufgaben zu erwerben. Dort konnte er auch das benötigte Verteilerstück erhalten. Nun war die Neindorfer Feuerwehr einsatzbereit und endlich konnten Nassübungen durchgeführt werden. Es galt der Slogan „Aufgepasst und Tritt gefasst“ wenn er die Kameraden zur Übung anleitete. Er führte regelmäßig Schulungen und Übungen durch. Eng war die Zusammenarbeit mit dem Volkspolizeikreisamt, Abt. Brandschutz. Oft kamen die Kameraden Gloza, Hinz, Mundt, Festerling und Kreuzberg von der Abt. Brandschutz und hielten Fachvorträge an den Schulungsabenden. Fleischhauer selbst qualifizierte sich 1959 in einem Lehrgang an der Fachschule der Feuerwehr in Haldensleben zum Wehrleiter. Da die Qualifikation der Kameraden im Vordergrund stand, wurden sie regelmäßig zur Feuerwehrschule nach Magdeburg und Heyrotsberge geschickt.

Bei sogenannten Wirkungsbereichsausscheiden konnten die Kameraden beweisen was sie konnten und wie schnell sie waren. Zu einem Wirkungsbereich gehörten: Hamersleben, Neuwegersleben, Ausleben, Warsleben, Üplingen, Ottleben, Beckendorf und Neindorf. Die Neindorfer Wehr nahm regelmäßig an diesen Wettbewerben teil, wurde zwar nicht Sieger, aber ein guter 3. Platz war immer sicher. Neben besagten Wirkungsbereichsausscheidungen fanden Großübungen gemeinsam mit den Wehren aus dem Wirkungsbereich und mit der Stadtwehr 0schersleben stattt. 1976 wurde eine Großübung mit Lehrvorführung von der Neindorfer Wehr „Rettung von Menschen mittels Rutsche“ veranstaltet. Von der Station Frauen II des Krankenhauses wurden Menschen mittels Rutsche evakuiert. Auch in Neindorf wurden Wirkungsbereichsausscheidungen ausgetragen. Nach dem Wettkampf gab es Gulasch, welches die Krankenhausküche zubereitet hatte und 1 Fass Bier in der Orangerie. Zum Jahresende wurden Kameradschaftsabende oder Silvesterfeiern organisiert, an denen die Bevölkerung aus dem Ort teilnehmen konnte. Wehrleiter Richard Keilhauer führte die Feuerwehr von 1980 – 1982, außerdem war er in der Wirkungsbereichsleitung tätig. Es wurden von ihm regelmäßig Schulungen und Übungen durchgeführt. 1982 übergab Kamerad Keilhauer die Führung der Wehr an den Kameraden Bahr. Wehrleiter Bahr musste in der Anfangsphase seiner Tätigkeit viel Lehrgeld zahlen, da ihm einfach die Erfahrung fehlte. Nach einem Besuch an der Feuerwehrschule Magdeburg qualifizierte er sich dort zum Wehrleiter. Er unternahm den Versuch, eine Jugend- und Frauenfeuerwehr zu gründen. Leider fehlte die Bereitschaft der Einwohner, der Wehr beizutreten. Regelmäßig nahmen die Neindorfer Kameraden an Wettkämpfen teil, belegten sehr gute Plätze.

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Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Neindorf (kleiner Auszug)

10. Dezember 1961 (19.00 Uhr) Einsatz in der Zuckerfabrik Oschersleben
16. April 1964 (14.00 Uhr) Waldbrand im Hohen Holz Abt. Vogelherd
5. August 1964 (12.00 Uhr) Wasser zum Druckbehälter gefördert
7. August 1964 (13.00 Uhr) Pumpe für Druckbehälter ausgefallen
22. September 1964 Brand im OP
2. Mai 1971 (12.00 Uhr) Kellerbrand im Krankenhaus
18. Februar 1972 (23.00 Uhr) Brand im Pferdestall
19.Februar 1972 (20.00 Uhr) Brand in Hornhausen deshalb müsste das Kappenfest gegen 0.30 Uhr abgebrochen werden
1. Mai 1972 (14.00 Uhr) Waldbrand Abt. Neubrandslebener Holz
6.August 1973 (15.30 Uhr) Brand im Weizenfeld am Saalberg
25. August 1975 (15.00 Uhr) Brand im Hohen Holz Abt. Kufenberg verursacht durch abbrennen von Stoppeln
15. Juli 1976 Zur Wasserversorgung des Krankenhauses wurden 38 Meter B-Länge von Hubertushöhe bis zum Sammelbecken gelegt

 

Vom Rat des Bezirkes Magdeburg wurde die Feuerwehr Neindorf mit dem Titel „Vorbildliche Feuerwehr“ geehrt. Doch nicht nur feuerwehrtechnische Dienste hat die Wehr in Neindorf geleistet. Sie war auch als Bauherr tätig. Die Trauerhalle auf dem Neindorfer Friedhof beispielsweise wurde 1986 von den Kameraden der Feuerwehr und Bürgern des Ortes gebaut. Die Generalreinigung des Friedhofes wurde gemeinsam mit der Feuerwehr und Neindorfer Bürgern durchgeführt. Zaun und Tor wurden ebenfalls erneuert. Doch nicht nur löschen und arbeiten charakterisierte das Feuerwehrleben. Auch feiern gehört dazu. Und so wurden Maifeiern, Kameradschaftsfeiern, Diskoveranstaltungen und Karnevalsfeiern, die bei der Bevölkerung großen Anklang fanden, durchgeführt. Die politische Wende von 1989 brachte auch für die Neindorfer Wehr einige Irrungen und Wirrungen mit sich. Die Anleitung von der Abt. Feuerwehr des Volkspolizeiamtes war weg gebrochen. Niemand wusste recht, wie es weiter gehen würde. Da es auch vom Landkreis keine klare Linie gab, schien die einst als Vorzeige-Feuerwehr präsentierte Wehr vor dem Aus zu stehen. Es sollte aber kein Aus werden. Im Jahre 1991 wurde die Neindorfer Wehr auf der Grundlage von Gesetzen wieder aktiviert. Kamerad Bahr übergab die Amtsgeschäfte 1997 an den Kameraden Hinzpeter, der bereits in der Betriebswehr des Kreiskrankenhauses aktiv war. Kamerad Hinzpeter gab sich redliche Mühe eine Wehr aufzubauen.

 

Wehrleiter seit 1945:

Fleischhauer, Heinz (1945 bis 1980)

Keilhauer, Richard (1980 bis 1982 , amtierend)

Bahr, Eckhard (1982 bis 1997)

Hinzpeter, Carsten (1997 bis 1999)

Peter, Veit (seit 2000)

Hinzpeter, Carsten (2001 bis 2009)

Bange, Mathias (von 2009 bis heute)

 

1998 gelang es sogar eine Jugendwehr zu gründen. Sie wird heute vom Kameraden Veit Peter geleitet. 6 Jugendliche sind zurzeit aktiv in der Jugendwehr tätig.

 

Jugendwarte seit Gründung der Jugendfeuerwehr:

Jürgen Krause            1998 bis 1999

Kein Jugendwart       vom 19.11.1999 bis 31.12.1999

Lothar Rosen              vom 01.01.2000 bis 01.03.2000 (zeitweise)

Christian Hinz            1999 bis 2000
(mit Unterstützung der Kameraden)

Jürgen Krause            vom 01.03.2000 bis 02.05.2002

Veit Peter                     vom 02.05.2002 bis jetzt

 

Bei der Neuwahl im Jahr 2000 wurde Kamerad Veit Peter für ein Jahr zum Wehrleiter gewählt. Im Jahr darauf erhielt Kamerad Hinzpeter erneut das Vertrauen der Kameraden und wurde zum Wehrleiter gewählt. Im Jahr 2009 trat dann der Kamerad Hinzpeter von seiner Funktion als Wehrleiters zurück und die Wehrführung musste neu gewählt werden.

Im Juni 2009 wurde dann eine Wahl für den  Posten des Wehrleiters und dessen Stellvertreter durchgeführt. Die Kameraden wählten einstimmig Mathias Bange zum Wehrleiter und Christian Hinz zu dessen Stellvertreter.

Die Wehr in Neindorf hatte bis zum Jahr 1999 kein Fahrzeug als Vorspannfahrzeug für den TSA mit TS 8/8. Der Vorspann waren zwei Kameraden an der Hängergabel des TSA, der Rest der Gruppe schob links, rechts und hinten am TSA und dann ging es mit Muskelkraft zum Einsatz im Dorf. Außerhalb der Ortschaft zog ein Traktor den TSA und der Rest der Gruppe wurde mittels Anhänger und Traktor zur Einsatzstelle transportiert. Lange Zeit war die Feuerwehr Neindorf in zwei Garagen auf dem Krankenhausgelände untergebracht.

Diese Garagen jedoch entsprachen nicht den Anforderungen einer modernen Feuerwehr. Die Fahrzeuge konnten nicht untergebracht werden, weil die Bauhöhe nicht ausreichte.

Aus diesem Anlass wurde zwischen 2003 und 2004 ein neues Feuerwehrgerätehaus mit Sozialtrakt auf dem Plan 27 im Wert von 260.000,00 € errichtet. Das alte Fahrzeug Typ LO hatte etliche Jahre schon hinter sich und war sehr reparaturanfällig. Am 29.12.2004 erhielt die Wehr ein neues Löschfahrzeug TSF-W Typ Mercedes.

An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass die Autoren keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Chronik erheben, sondern  sie vielmehr für jeden Hinweis zur Vervollständigung dankbar sind.

 

Text aus der Festschrift zur 750 Jahrfeier (Dieter Biber, Ortbürgermeister) und 125 Jahrfeier Feuerwehr Neindorf (Redaktion: Henning Fuchs und Wolfgang Preßler)